TegeRiva 3.30 – Eine TransAlp für die Ewigkeit

Was war das für eine wahnsinns Aktion. Einige vom BFF-Team haben versucht,
eine TransAlp an einem Tag zu fahren. Und nur bei dem Versuch ist es nicht geblieben.
3 Länder, 3 Pässe, 3 Seen, ca. 3000hm und 330km, dass alles an einem Tag!

Aber zurück zum Anfang. Die Idee entstand am Ende unserer TegeRiva 2.0 Tour. Was erst als eine Schnappsidee daherkam, wurde Anfang 2018 zu einem Projekt. Die ersten Planungen sind entstanden, an der Strecke wurde getüftelt und es fanden sich nach und nach immer mehr verrückte Radfahrer zusammen, die diese Schnappsidee umsetzen wollten.
Das Projekt TegeRiva 3.30 ist entstanden und die finalen Planungen wurden umgesetzt.

Am Ende haben sich 6 Personen gefunden die das Projekt, eine TransAlp an einem Tag zu fahren, in Angriff genommen haben. Wir starteten in Erfurt an einem Mittwoch, Räder, Taschen, Werkzeug etc. wurde in den Transporter verladen und nichts wie hin zum Startort an den Tegernsee.

Am Tegernsee angekommen, gab es das erste Teammeeting mit nochmaliger Streckenerläuterung und Klärung aller organisatorischen Eckpunkte auf der Tour. Es wurden die Pausenpunkte, Startzeit, Licht am Bike, Streckencharakteristik u. v. m. besprochen. Natürlich funktioniert das ganze auch nicht ohne einen Betreuer. Claudi hat diese Aufgabe übernommen und uns in regelmäßigen Abständen auf der Tour abgefangen, so dass wir unsere Gertränke und Essen auftanken konnten. So war der Plan…


Am ersten Tag wurde das komplette Material geprüft, Räder zusammengebaut und eine lockere Trainingsrunde rund um den Tegernsee gefahren. Bei schönstem Wetter konnten wir es uns nicht nehmen lassen, alle paar Kilometer eine Kaffeepause einzulegen.

Dann war es soweit, der Tag an dem die Tour startete. Am Freitag um 03:00 Uhr in der Früh starteten wir zur nächsten TransAlp – TegeRiva 3.30!

Die ersten Kilometer führten uns am Tegernsee entlang. Der Mond hat den See angestrahlt und es bot sich uns, auch in der Nacht, ein wunderschöner Blick auf den See. Nach ca. 10km führte uns die Route dann weg vom See und es folgte direkt der Achenpass. Kilometer für Kilometer einsam auf der Landstraße haben wir den Achenpass nach ca. 2h erreicht. So langsam fing die Dämmerung an und der Tag erwachte.

Die erste Pause haben wir dann direkt am Achensee absolviert. Das Licht konnten wir einpacken und weiter ging es Richtung Innsbruck. Den Inn-Radweg entlang folgten wir ca. 40km bis wir den Aufstieg auf den Brenner erreicht hatten. Der Aufstieg bis zur Hälfte vom Brenner wollten wir über Ampass, Lans, Patsch bis Matrai über eine alte Römerstraße fahren. Doch kurz vor Matrei hielt uns ein Wachmann auf, der uns leider mitteilte, dass die Straße ab hier gesperrt sei. Die Straße wird saniert und es ist kein durchkommen möglich. Das war natürlich alles andere als günstig für eine geplante Alpenüberquerung. Ab hier war uns klar, das Zeitfenster ist nicht mehr zu schaffen.

Zum Glück hatte Claudi geplant, uns ebenfalls auf der alten Römerstraße abzufangen. Kurzentschlossen und das einzig mögliche war, die Räder in den Transporter zu packen. Claudi fuhr uns dann zur alten Brennerstraße. Dort angekommen, haben wir die Räder ausgepackt und sind dann weiter den Brenner hochgefahren. Die Überführung zum alten Brenner hat zwar Zeit gekostet, aber eine andere Lösung hätte uns weit nach hinten geworfen.

Der Brenner selbst war zwar lang aber dann doch recht unspektaktulär. Es gab hier und da einige Steile Anstiege bis wir dann ca. 10:30 Uhr oben angekommen sind. Nach einer Pause ging es dann auf die Abfahrt.

Die ersten 10-20km Abfahrt waren schnell hinter uns bis wir gemerkt haben, dass es mit einer reinen Abfahrt vom Brenner in das Etschtal nicht getan war. Es waren sehr viele Hügelige Wege vor uns, die uns nach und nach dann sehr viel Kraft und Ausdauer abverlangt haben. Das haben wir ganz schön unterschätzt. Bei der Tourplanung sah das auf dem Höhenprofil erst einmal anders aus, doch die Realität hat uns dann sehr schnell eingeholt und wir kämpften uns bei großer Hitze (ca. 37 Grad) und immer schneller austrocknenden Trinkflaschen zum nächsten Pausentreffpunkt.

Immer mehr wurde uns jetzt klar, dass wird eine ganz harte Nummer. Die Temperaturen waren extrem heiß und auf den letzten 160 km haben sie uns noch einmal alles abverlangt. Der Radweg an der Edge ist alles andere als abwechslungsreich. Teilweise extrem lange geradaus Passagen, fast ausschließlich in der Sonne und wie sollte es auch anders sein, der Gegenwind. Jetzt, wo wir dann doch schon über 200 km in den Beinen hatten, kam dann auch noch 130 km Gegenwind dazu. Das machte das ganze nicht wirklich einfach und jeder von uns hatte jetzt ein paar Kilometer mal mehr oder weniger eine kleine Schwächephase.

Zur letzten Pause, ca. 60 km vor dem Ziel, war die Stimmung kurzeitig am Tiefpunkt. Wir mussten essen, so dass der Körper weiterhin Energie hatte. Doch das war gar nicht so einfach. Es wollte einfach kein Riegel, kein Brötchen oder Banane mehr in den Körper. Wir waren dann schon über 14h (inkl. Pause) auf dem Fahrrad und haben in den Pausen zuvor und auf dem Bike permanent versucht zu essen. Jeder hat sich irgendwas gesucht, was der Körper noch aufnehmen konnte. Aber viel war es nicht mehr. Es ging nicht mehr.

Kurz vor unserem letzten Pass, der Passo San Giovanni, wurde es in den Bergen doch sehr schnell dunkel. Das hat uns etwas überrascht. Keiner von uns hatte noch Licht am Fahrrad. Die Leuchten lagen alle bei Claudi im Transporter. Egal, irgendwie musste es trotzdem funktionieren und wir mussten weiter. Jetzt nach ca. 17h (inkl. Pause) auf dem Rad mussten wir uns noch einmal um so mehr konzentrieren, dass wir in der Dunkelheit keinen Unfall bauen oder uns verfahren. Etwas hat uns aber geholfen. Als die Sonne nicht mehr am Himmel stand, verschwand auch die Hitze und es fühlte sich alles wieder etwas angenehmer an.

Dann war er da. Der letzte Pass: Passo San Giovanni! Endlich, jetzt war wieder die Euphorie zu spüren. Nur noch der letzte Pass, dann ist es geschafft. Wir haben uns riesig gefreut als wir auf dem Passo San Giovanni angekommen sind. Dann nur noch bergab nach Torbole und weiter nach Riva. Doch so leicht wollte man es uns noch nicht machen. Auf der Abfahrt nach Torbole, das Ziel war schon in Sichtweite, gab es die erste Panne. Ein Plattfuß bei Sven. Also haben wir diese Panne auch behoben und sind dann gemeinsam voller Freude in Torbole eingetroffen.  Von dort waren es nur noch ein paar Kilometer nach Riva, wo Claudi schon sehnsüchtig wartete und uns in Empfang nahm.

Wahnsinn, haben wir das wirklich geschafft?
Haben wir die Alpen überquert an einem Tag?
Haben wir 3 Länder, 3 Pässe, 3 Seen und 330 km mit 3000 hm überwunden?

Ja, haben wir!!!

Und das war uns bei der Ankunft nicht sofort bewusst. Es hat eine weile gedauert. Wir waren fertig, geprägt von den Strapazen und völlig ausgebrannt.

Dann aber doch, immer mehr wurde uns klar: Wir haben es geschafft. Wir haben uns auf der Wiese direkt am See niedergelassen und auf die wunderschöne und sehr anstrengende Tour angestoßen. Natürlich mit Grappa!

Vielen Dank nochmal an Claudi, für die Unterstützung!
Ohne Dich, hätten wir das so niemals geschafft.

Den Tag danach nutzten wir natürlich so gut wie möglich, um uns von den ganzen
Strapazen zu erholen. Von Baden über Eis essen bis hin zum Murmeltierschlaf war alles dabei.

Es war eine wunderschöne, sehr anstrengende aber auch sehr lustige Tour.
Neben den ganzen Anstrengungen haben wir natürlich auch jede Menge Spaß gehabt.

Schön wars, bis zum nächsten mal 😉

Die kompletten Bilder findet ihr unter der Bildergalerie!